Frustration… Was ist los mit dem Payware-Airport-Design?

Ein Kommentar von Bert Groner (FS Reviews)

Früher war alles besser, denn damals war das Bier dunkel, die Madeln fesch, das Haar gegelt und das Szeneriedesign simpel. Lange galt es, einfach zu erstellende Poligone und Kästen auf virtuelle, ebenso einförmige wie einfarbige Bodenflächen zu setzen. Komplizierter wurde es, als Texturen, stationäre sowie animierte Objekte hinzukamen und der Detailgrad stieg. So sahen Rollwege, Pisten und Abstellflächen, die beschildert und markiert werden konnten sowie Gebäude mit der Zeit immer besser, immer realistischer aus. Das galt genauso für Gebäude und die Boden- wie Wassergestaltung.

Der Aufstieg der Texturen und Details

Ab dem FS 2004 erreichten die Designer eine bauliche Qualität im Allgemeinen und im Detail speziell bei Flughäfen, die sich im Grunde bis heute gehalten hat, die nur noch durch höhere Auflösungen und optimierte sowie neue optische Effekte verbessert wird.

Wenn Realität zur Nebensache wird

Was oft auf der Strecke blieb, ist und bleibt bei etlichen Herstellern die Nähe zur Realität: Stimmen in den allermeisten Fällen das Layout von Flugplätzen mit dem Vorbild überein, fehlt es für das von uns virtuellen Piloten hochgeschätzte „as real as it get’s“ an der Genauigkeit von so wichtigen Kleinigkeiten auf der Luftseite wie der Beschilderung, den Bodenmarkierungen und den korrekt gesetzten und verwendeten Typen der Anflug- wie der verwendeten Bahn- und Rollwegbefeuerungen.

Payware mit Schönheitsfehlern

Bezogen auf Payware-Airports – Angebote, die engagierte Freizeitentwickler für „lau“ anbieten, fallen grundsätzlich aus dieser negativen Kritik heraus und bekommen an dieser Stelle einen riesigen Dank für ihre Arbeiten – steigt die Fehlermenge seit einiger Zeit gefühlt dramatisch an. In mehr als jeder zweiten Veröffentlichung sind beispielsweise falsche Anflugbefeuerungen zu sehen, blitzen den Piloten REIL entgegen und leuchten Aufsetzzonenbefeuerungen, wo sie nichts zu suchen haben. Warum? Weil es sie beim realen Vorbild nicht gibt. Von fehlenden Warnschildern und Warnblinklichtern, den Wig Wags, oder fehlenden 3D-Modellen für am Platz oder in der Nähe befindlichen Drehfunkfeuern und NDBs gar nicht zu sprechen.

Früher fehlten die Möglichkeiten – heute die Sorgfalt

Früher, als alles besser war, war das nicht schlimm, denn erstens waren die Möglichkeiten des Szeneriedesigns stark eingeschränkt und zweitens Bildmaterial, Informationen sowie die damals zwingend gedruckten Flugnavigationskarten waren, wenn überhaupt, nur mit Kontakten zu Insidern zu bekommen. Woher also nehmen? Seit mindestens einem Jahrzehnt und spätestens seit dem MSFS 2020, 2024 und dem X-Plane 12 mit ihren ungeahnten Optionen ist das anders, und (fast) alle möglichen schriftlichen und bildlichen Informationen zur Luftfahrt und Flughäfen sind im Internet verfügbar. Die allermeisten davon lassen sich öffentlich und kostenfrei einsehen. So ist etwa das Airport-Design ohne Vor-Ort-Besuche möglich geworden…

Glänzende Werbung, trübe Realität

So endet die oft spontan einsetzende Vorfreude bei der Veröffentlichung neuer simulierter Flughäfen immer öfter in Frustration. Das mag besonders für mich als Autor gelten, ist aber sicher auch bei (vielen) Käufern so. Oft wird die Vorfreude durch tolle Werbescreenshots angeregt und fast ebenso oft durch Kommentare wie „…mein Heimatflughafen, da kenne ich mich gut aus. Gut gemacht…“ verstärkt. Nicht selten stellt sich meist schon auf den ersten Blick heraus, dass die Perspektiven der Bilder sorgfältig ausgewählt einiges verschweigen und die erwähnte Ortskenntnis weit hinter der Begeisterung hinterherhinkt.

Wenn schon die Werbung Zweifel sät

Manchmal ist bereits auf den ersten Blick auf die Werbung der Anbieterwebseiten zu sehen, dass der ein oder andere Airport mit Vorsicht zu genießen sein wird. Kürzlich wurden Werbefotos eines Platzes gezeigt, bei dem eine Anflugbefeuerung weit vor dem Beginn einer Bahn endete, die dazu auch noch TDZ leuchten ließ – wo real keine ist.

Ein Appell an die Designer

Hochverehrte Airport-Designer: Warum seht ihr die (frei) verfügbaren Informationen nicht ein? Und wenn ihr sie einseht, warum setzt ihr sie dann nicht um? Nicht alle versagen oder verweigern sich hier. Die, die ich meine, wissen, um wen es sich handelt. Die, die ich meine, setzen falsche Lichter, lassen Schilder aus oder stellen falsch beschriftete auf, halten die Darstellung von Funkfeuern und ILS-Antennen in Form von passenden 3D-Objekten nicht für wichtig, liefern keine Profile für GSX Pro mit und, und, und noch viel mehr…

Zum „Ausgleich“ betreiben viele Designer einen immensen Aufwand, Terminals innen zu möblieren. Selbst dann, wenn dessen Innere aus dem Cockpit davor von virtuellen Piloten geparkter Flugzeuge nicht eingesehen werden können. Nicht falsch verstehen bitte: Terminalmöblierungen sind in bester Ordnung, wenn die zuvor kritisierten Dinge „richtig“ gemacht wurden!

Eine steigende Zahl dieser Designer reagiert nicht auf Fehlerkommentare. Zugegeben sende ich diese unaufgefordert ein und erhalte selten Antworten, ob die Kritik angenommen wird oder als Belästigung oder gar Beleidigung empfunden wird. Wenn (trotz Schweigen) ein Update kommt, bin ich sehr erfreut…

Ein Appell an die Käufer

Hochverehrte Käufer: Warum lasst ihr euch die Schlampereien gefallen? Auch ihr habt den öffentlichen und freien Zugang zu den genannten Dokumenten und Informationen. Warum jubelt ihr trotz erkannter und bekannter Fehler? Bitte wendet euch bei erkannten Fehlern und Problemen an die Designer und fordert Korrekturen und Updates. Macht das für euch und euer sauer verdientes Geld – und für die anderen (oft viel zu stillen) virtuellen Piloten…

Danke!

…ein frustrierter

Bert
FS Reviews

Unter diesem Link findet ihr alle FS Reviews von Bert Groner, die bislang auf FSNews24 erschienen sind.

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