
Aerosoft A340-600: Erstes Interview mit ToLiss-Entwickler
Es war die wohl größte Überraschung auf der FSExpo 2025. Aerosoft und ToLiss kündigten auf dem Event an, gemeinsam an einem Airbus A340‑600 für den Microsoft Flight Simulator zu arbeiten. Diese Kooperation kam völlig unerwartet – nicht nur wegen der prominenten Beteiligung, sondern vor allem, weil ToLiss seine „Airbusse“ bislang ausschließlich für den X-Plane entwickelt hat. Jetzt scheint eine Veröffentlichung des A340-600 für den MSFS näherzurücken. Jedenfalls wurde heute das erste ausführliche (englischsprachige) Interview online gestellt, das Aerosoft Community Manager Rafi mit dem Luftfahrt-Ingenieur und ToLiss Gründer Thorsten Liesk führte und in dem einige spannende Details zum Projekt verraten werden. Eine kurze Zusammenfassung…
Begonnen hat alles mit einem Freeware-Projekt…
ToLiss blickt auf fast 20 Jahre Erfahrung in der Entwicklung realistischer Airbus-Simulationen zurück. Gründer Thorsten Liesk begann einst mit einem A320-Freeware-Projekt für den X-Plane und deckte später mit detailgetreuen Modellen des A319, A321, A340-600, A320neo und A330-900 praktisch die gesamte Airbus-Reihe ab. Mit dem A340-600 (der den Zusatz Pro erhalten hat) wagt das Unternehmen – in Kooperation mit Aerosoft – jetzt den Schritt in den Microsoft Flight Simulator.
Systemtiefe auf neuem Niveau
Der A340-600 Pro werde 200 bis 250 verschiedenen Fehlerzuständen simulieren können. Diese seien nicht isoliert, sondern beeinflussen sich gegenseitig und können Kettenreaktionen auslösen, wie sie auch im echten Flugzeug passieren würden. Von Hydraulik über Elektrik bis zu den Triebwerken. Die Fly-By-Wire-Steuerung sei mit besonderer Präzision umgesetzt. Jede Eingabe am Sidestick werde einzeln berechnet, um ein realistisches Steuerverhalten sicherzustellen.
Eigenes Flugmodell für den MSFS
Da der Microsoft Flight Simulator physikalische Einschränkungen hat, entwickelte ToLiss ein komplett eigenes Flug- und Bodenmodell, das unabhängig von der MSFS-Engine arbeitet. So würden etwa eigene aerodynamischen Berechnungen mehrerer Querruder pro Flügel ermöglicht. Das Bodenmodell sei ebenfalls neu konstruiert worden und berücksichtige Faktoren wie Reifenreibung, Bremsverhalten und die dynamische Interaktion mit der Startbahn. Diese Arbeit entstand teilweise in Kooperation mit der McGill University. Das Flugmodell sei zudem von echten Airbus-Piloten getestet und verfeinert worden.
Zusammenarbeit mit Aerosoft
Während ToLiss die Systemlogik, Flugphysik und Avionik liefert, ist Aerosoft für 3D-Modell, Texturen und Sounds zuständig. Beide Firmen arbeiten seit über zwei Jahren an dem Projekt.
Moderne Features
Der A340-600 Pro werde auch zahlreiche externe Funktionen integrieren. Dazu gehören Hoppie-CPDLC (eine Datenverbindung zwischen Pilot und Fluglotse, über die Anweisungen digital per Text statt per Sprechfunk übermittelt werden), sowie SimBrief und Navigraph. Das Flight Management System – also das zentrale Navigations- und Steuerungssystem des Flugzeugs – soll nahezu alle erweiterten Funktionen bieten, die Nutzer bereits aus der X-Plane-Version kennen. Autosave, also ein automatisches Zwischenspeichern des Fluges, wird enthalten sein, damit z. B. Flüge nach einem Programmabsturz wiederhergestellt werden können. „Jump to next waypoint“ ist eine weitere nützliche Funktion, die ein Überspringen von Flugabschnitten ermöglicht, um die Zeit bei Langstreckenflügen zu verkürzen. Verschiedene Flugparameter – wie Spritverbrauch – werden automatisch angeglichen.
Das ganze Interview, in dem Thorsten Liesk u. a. auch auf die besonderen Herausforderungen dieses Projekts detailliert eingeht, könnt ihr euch hier ansehen:
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