DX12 und DLSS – Was bringt das neue Beta-Update wirklich?

10. Juli 2022

Seit zwei Tagen steht die Beta-Version des Sim Update 10 für den Microsoft Flight Simulator zum allgemeinen Test bereit. Details dazu unter:

Testpiloten für Sim Update 10 Beta gesucht

Neben unzähligen Fehlerbehebungen und grundsätzlichen Verbesserungen steht die Erhöhung der Grafikleistung durch den Einsatz von DX12 und die Einfühung von DLSS im Mittelpunkt.

FSNews24 hat sich diese beiden Bereiche angesehen. Vorweg aber die Details zum eingesetzten Test-System und den jeweiligen Grafikeinstellungen. Nur zur Klarstellung: Mit anderer Hardware und Konfiguration kann das Ergebnis variieren oder ein anderes sein!

Prozessor: Intel(R) Core(TM) i9-9900K CPU @ 3.60GHz 3.60 GHz
Installierter RAM: 64,0 GB
Grafikkarte: Nvidia Geforce RTX 3080
Betriebssystem: Windows 10 Pro (Version 21H2)

Grafikeinstellungen im MSFS:
Bildschirmauflösung: 3840X2160
Anti-Aliasing: TAA
VSYNC: AUS
DirectX-Version: DX11 oder DX12 (Beta)
Render-Skalierung: 100
Qualität: Globales Rendering: ULTRA

Testszenerie: Photogrammetrie von Barcelona
Standard-Flugzeug: Cessna 152

Zunächst ein direkter Vergleich zwischen DX11 und DX12:

DX 11

FPS (Frames per Second – also Bilder pro Sekunde): Im Screenshot 54,7 – die FPS-Rate pendelte zwischen 50 und 60. Höhere Raten wurden nicht festgestellt.

DX 12

Hier stieg die Leistung im konketen Fall auf 74,4 FPS an. Im Durchschnitt pendelte die FPS-Rate zwischen 70 und 75. Also ein Gewinn von 10 bis 20 FPS gegenüber DX11.

Wie kommt dieser Gewinn vermutlich zustande?

Dazu lohnt sich ein Blick auf die Speicher des PC-Prozessors (CPU-Mem) und des Grafikspeichers (GPU-Mem). DX 11 ruft ca. 6,0 GB Speicher für die CPU und 4,0 für die GPU ab. Bei DX12 sind es bei CPU 7,3 GB (+ 1.3 GB gegenüber DX 11) und bei GPU 6,3 (+ 2,3 GB gegenüber DX 11). Das heißt – vereinfacht ausgedrückt – sowohl für CPU, als auch für GPU wird unter DX12 deutlich mehr Speicherplatz abgerufen und gefüllt und damit die Rechenarbeit wohl schneller und effizienter durchgeführt. Ergebnis: Höhere Leistung und damit höhere Bildrate. DX11 ist hier aufgrund der Systemarchitektur (Flaschenhals) nicht in der Lage, den Grafikspeicher zu füllen und so den Grafikprozessor entsprechend zu versorgen. Deshalb auch die niedrigere Speicherauslastung bei DX11.

Man muss hier allerdings erwähnen, dass die Entwickler aus DX11 das Maximum herausgeholt haben, indem sie etwa die Rechenarbeit auf mehrere Prozessor-Kerne aufgeteilt haben, was aufgrund der Tatsache, dass DX 11 an sich nicht in der Lage ist, mehrere Prozessorkerne gleichzeitig anzusprechen, einiges Geschick erfordert haben dürfte. Die Bildrate ist deshalb auch unter DX11 schon ziemlich gut und bei entsprechender Hardware an sich ausreichend.

Insgesamt fühlt sich die Darstellung im MSFS mit der neuen Sim Update 10 Beta etwas flüssiger, gleichmäßiger an. Störende Ruckler oder Micro Ruckler sind so gut wie überhaupt nicht mehr festgestellt worden. Und das überraschenderweise nicht nur unter DX12, sondern auch unter DX11. Es läuft rund!

DX 12 im Zusammenspiel mit DLSS:

Hier konnte unter DX12 bei aktiviertem DLSS eine weitere leichte Erhöhung der Frame-Rate beobachtet werden. Sie stieg von 74 auf 78 Bilder pro Sekunde. Manche zeigen sich von dieser geringen Steigerung enttäuscht, zumal sie mit hin und wieder festgestellter Bild-Unschärfe einhergeht. Warum FSNews24 diese Enttäuschung (vorerst) nicht teilt, erfordert einer näheren Betrachtung von DLSS.

Was heißt DLSS überhaupt und wie arbeitet es? DLSS ist die Abkürzung für Deep Learning Super Sampling. Es steht für eine von Nvidia, einem der größten Hersteller von Grafikprozessoren, entwickelte Technologie. Dabei wird das Bild in einer geringeren Auflösung berechnet und anschließend mithilfe von KI-Algorithmen (künstlicher Intelligenz + neuronalen Netzen) hochskaliert.

Der Vorteil: Dadurch können wesentlich mehr Bilder pro Sekunde bei nahezu gleichbleibender Bildqualität erzeugt werden.

Wer es ganz genau wissen will: Eine detaillierte Beschreibung findet sich hier:

DLSS: Frame-Booster für MSFS?

Bei anderen Titeln, die DLSS unterstützen, werden zum Teil wesentlich höhere Zuwächse bei der Bildrate erzielt. Wieso hier nicht?

Wir wissen nicht, wie intensiv Nvidia die KI-Algorithmen für den MSFS bereits “antrainiert” hat, um einerseits höhere Bildraten zu erreichen und andererseits mögliche Unschärfen in den hochskalierten Bildern unter DLSS entsprechend auszugleichen. Zwar können die Asobo-Entwickler das Hochskalieren anstoßen, was die Grafikkarte daraus schlussendlich macht, liegt zu einem wesentlichen Teil aber am Nvidia Grafiktreiber und der Qualität der KI-Algorithmen. Andererseits ist aber auch nicht bekannt, ob die Entwickler des MSFS bei DX12 bereits so weit sind, das Optimum aus DLSS herauszuholen.

Der aktuelle Nvidia Grafiktreiber ist Version 516.59 vom 28.6.2022. Geforce Experience ist ein sehr nützliches Tool von Nvidia, mit dem auch die Grafikeinstellungen für den MSFS “optimiert” werden können bzw. wo man einfach nachsehen kann, welche Grafikeinstellungen Nvidia für den MSFS als “optimal” vorschlägt. Die liegen da meistens recht gut.

Schaut man in der Geforce Experience App nach, dann findet sich dort beim MSFS derzeit keinerlei Hinweis auf DLSS.

Beim Punkt Antialiasing werden lediglich FXAA, DLAA und TAA angeführt. Aber hier keinerlei Hinweis auf DLSS.

Auch auf der Seite von Nvidia, auf der alle DLSS-fähigen Titel angeführt sind, ist der Microsoft Flight Simulator (noch) nicht gelistet.

Möglicherweise liegt das aber nur daran, dass DLSS im MSFS erst in der Beta vorliegt und deshalb weder in der Geforce Experience App noch auf der Nvidia Seite etwas darüber zu erfahren ist.

Übrigens: DLSS wird derzeit nur von Nvdia RTX Grafikkarten der 2. und 3. Generation – von der RTX 2060 aufwärts – unterstützt. Nur sie besitzen die notwendigen Tensor-Kerne, die über eine entsprechende Beschleunigungsarchitektur verfügen, die zur Berechnung notwendig ist.

Wichtiger Hinweis noch. Wenn man von einem Einstellungsmodus in den anderen wechselt, z.B von TAA auf DLSS oder umgekehrt, sollte man den Flug NEU starten, damit die Änderungen entsprechend wirksam werden. Ein Wechsel von DX11 auf DX12 (Beta) erfordert überhaupt einen Neustart des MSFS.

Macht ein Einstieg in die Beta des Sim Update 10 auch für jene Sinn, die eine andere Grafikkarte verwenden?

Durchaus. Neben der möglichen Performancesteigerung wurden auch unzählige Fehlerbehebungen und grundsätzliche Verbesserungen vorgenommen. Eine Auflistung (in deutschsprachiger Übersetzung) ist hier zu finden:

Testpiloten für Sim Update 10 Beta gesucht

Auch, wie man am Test teilnimmt, wird erklärt.

Andererseits gibt es den Spruch: “Never change a running system”, frei übersetzt “Ändere niemals ein funktionierendes System”. Wer also derzeit keinerlei Probleme mit dem MSFS hat, sollte es sich vorher gut überlegen. Es handelt sich um eine Beta-Version, also um eine Test-Version, die mitunter zu Problemen führen kann…

Apropos Probleme:

  • Die hat das sehr nützliche und weit verbreitete kostenlose Add-On von AIG, das realistischen Flugverkehr in den MSFS bringt, verursacht. Es kam zu Programmabstürzen, weil ein Teil der enthalteten Flugzeuge (noch) nicht mit dem SU 10 kompatibel ist. Also vorübergehend raus aus dem Communityordner! Die AIG-Entwickler arbeiten daran.
  • DX12 sollte für VR noch nicht verwenden werden. In VR kommt es unter DX12 zu unschönen Grafik-Artefakten und Programmabstürzen. An der Behebung wird gearbeitet.
  • Ebenso nicht verwendet werden sollte das unter VR-Piloten beliebte Open XR Toolkit. Es ist ebenfalls (noch) nicht mit der SU 10 Beta kompatibel.

Im Flightsimulator Forum wurde ein eigener Bereich eingerichtet, in dem Testpiloten Fehler melden und ihre Erfahrungen miteinander teilen können.