Mini-FCU um 99 $: Was steckt dahinter?

Ein kleines Kästchen für den MSFS und den X-Plane, das dem echten Airbus-Autopiloten zum Verwechseln ähnlich sieht, hat in der Flugsimulationsszene einen wahren Hype ausgelöst. Die in Hongkong beheimatete Firma miniCOCKPIT will am 31.5. 1.000 Stück der FCU (Flight Control Unit) zum Schnäppchenpreis von 99 Dollar, also ca. 97 Euro, anbieten. Danach wird der Preis für die Flugsteuerungseinheit „Made in China“ staffelweise angehoben. Gründer der Firma sind die beiden Flugkapitäne Chit Lau und Geoffrey Wu. Auf der MiniCockpit-Facebookseite wurden Videos veröffentlicht, die den Prototypen der miniFCU in Aktion zeigen. Wie etwa dieser Clip:

Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Projekt hier kurz zusammengefasst:

Kann die miniFCU „normal“ gekauft werden?

Nein! Zunächst einmal nicht! Die Finanzierung erfolgt über ein sogenanntes Kickstarter-Projekt.

Was ist darunter zu verstehen?

Kickstarter ist ein Finanzierungsmodell, bei dem das nötige Kapital zur Realisierung bzw. für die Produktion des Produkts Geld eingesammelt wird. Man kauft also kein Produkt, sondern zahlt einen „Projektbeitrag“, schlüpft so gesehen also in die Rolle eines „Investors“, der Risikokapital zur Verfügung stellt. Mit der Gefahr, dass das eingesetzte Geld eventuell auch weg sein kann, ohne dass man auch nur irgendwas bekommt. Oder dass das Produkt, das schlussendlich geliefert wird, nur im Ansatz dem Versprochenen entspricht. Darauf wird in den Nutzungsbedingungen bei Kickstarter auch klar hingewiesen.

„Kickstarter agiert nicht als Treuhänder im Namen von Projektgründern, gewährt keine Garantien auf die Arbeit der Projektgründer und leistet keine Rückerstattungen für gezahlte Projektbeiträge.“

Dazu muss allerdings gesagt werden, dass sehr viele Kickstarter-Projekte bestens funktioniert haben, bei denen die „Investoren“ danach wirklich glücklich und zufrieden mit den gelieferten Produkten waren. Aber leider auch einige Beispiele, bei denen Kunden unzufrieden waren, zum Teil sogar komplett leer ausgingen. Um diesbezügliche Zweifel auszuräumen, haben die Macher auf Facebook bereits das Foto einer Spritzgussform für die Massenproduktion der miniFCU-Knöpfe veröffentlicht.

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Auch werden beinahe täglich vielversprechende Neuigkeiten zum Projekt gepostet.

Wie ist das jetzt wirklich mit dem Preis von 99 Dollar?

Am 31.5. beginnt auf Kickstarter die Finanzierungsphase. Die ersten 1.000 „Investoren“, die das Projekt auf der entsprechenden Kickstarterseite unterstützen, sind mit 99 Dollar dabei, allerdings nur, wenn sie sich in den ersten 24 Stunden dazu entschließen. Start ist um 16:00 UTC, also 18.00 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit. Weitere „Investoren“ zahlen mehr. Auf Facebook wurde 48 Stunden vor dem Start der Finanzierungskampagne dieses Preismodell veröffentlicht.

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Als Fondziel werden 5.000 Einheiten der miniFCU genannt. Das heißt, es müssen sich über Kickstarter erst einmal „Investoren“ für 5.000 Geräte finden. Als Teil des Prozesses behält Kickstarter alle Gelder, bis dieses Ziel erreicht ist. Erst danach hat miniCOCKPIT darauf Zugriff. Wird dieses Finanzierungsziel nicht erreicht, wird den „Investoren“ das Geld direkt von Kickstarter rückerstattet. Eine Rückerstattung der eingezahlten Summe wird von Kickstarter aber nur garantiert, wenn das Projekt das Fondziel NICHT erreicht.

Wann sollen die ersten Geräte ausgeliefert werden?

Die Produktion hat noch nicht begonnen. Dafür sind erst die Mittel, die bei der Kickstarterkampagne eingesammelt werden, notwendig. Angestrebter Versandtermin für die ersten 5.000 Einheiten ist November 2023. Man muss also – im besten Fall – ein halbes Jahr auf die Lieferung warten.

Mit welchen Zusatzkosten ist zu rechnen?

Die Auslieferung erfolgt von Hongkong aus. Für den Versand nach Europa gibt miniCOCKPIT Kosten von 25 bis 40 Dollar an. Zusätzlich muss – je nach Land – mit Zoll- und Einfuhrumsatzsteuer gerechnet werden. Empfehlenswert für die Berechnung sind Online-Rechner, um die Gesamtkosten in etwa abschätzen zu können. Für:

Wichtig: Auch für die Versandkosten fällt Einfuhrumsatzsteuer an!

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Welche Airliner unterstützt die Mini-FCU?

MSFS:

  • MSFS A320,
  • FBW A32NX,
  • Headwind A338X/A339X,

X-Plane 11/12:

  • Toliss A319/320/321/340,
  • FlightFactor A320,
  • X-Plane 12 A330,
  • Jardesign A320 (XP11)

Warum wird der Fenix A320 nicht unterstützt?

In Abschnitt 6 der AGB untersagt Fenix Simulations den Einsatz solcher Hardwarelösungen. Hintergrund dürfte sein, dass der Fenix Airbus auf dem lizenzierten Code von ProSim-AR beruht und die Lizenzbestimmungen vermutlich den Einsatz zusätzlicher Hardware verbieten, zumal ProSim-AR eine eigene (wesentlich teurere) Softwarelösung für Homecockpits mit Hardwareanbindung anbietet. Die Macher der miniFCU schreiben auf Facebook zwar: „Wir haben versucht, sie zu kontaktieren, haben aber noch keine Antwort erhalten. Wir bitten Sie dringend, eine Anfrage in ihren (Anm. Fenix Simulations) Community-Kanälen zu posten. Je mehr Stimmen wir sammeln, desto wahrscheinlicher ist es, dass diese realisiert wird“. Netter Versuch, wird vermutlich aber auf taube Ohren stoßen (müssen), weil Fenix Simulations selber nur eine eingeschränkte Lizenz erworben hat, die den Hardwareeinsatz höchstwahrscheinlich untersagt. Mit einer Anbindung der miniFCU an den Fenix Airbus auf legaler Basis ist also eher nicht zu rechnen. Eine vollständige Unterstützung wäre eine echte Überraschung.

Sind weitere Hardwarelösungen für unterstützte Airliner geplant?

Ja! miniEFIS und miniECAM sollen folgen.

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Wie sieht es mit Garantie und Gewährleistung aus?

Da hat man als Kunde bzw. „Investor“ schlechte Karten. Unter „Disclaimer“ (Haftungsausschluss) ist zu lesen:

„Dieses Produkt wird ‚wie besehen‘ ohne jegliche ausdrückliche oder stillschweigende Garantie jeglicher Art verkauft.“

Nachdem die Firma in Hongkong beheimatet ist, wird es auch kaum möglich sein, diesbezügliche Ansprüche rechtlich durchzusetzen.

Persönliche Anmerkung:

Als ehemaliger Homecockpitbauer halte ich die genannten Preise für ambitioniert. Zumal man für einigermaßen hochwertige, vernünftige Hardwarekomponenten ein Vielfaches davon bezahlt. Beispiel: Die Firma CPFlight verlangt für die Airbus A320 FCU 1.235 Euro plus Mehrwertsteuer, also brutto rund 1.500 Euro. Klar: CPFlight produziert in Kleinstserien. miniCOCKPIT setzt auf Massenproduktion in China und wird deshalb bei den zunächst angestrebten 5.000 Einheiten wesentlich günstigere Herstellungskosten haben. Dennoch sehe ich das Projekt – und das ist meine persönliche Meinung – mit einer gewissen Skepsis. Zumal die Vorfinanzierung über Kickstarter mit einem gewissen Restrisiko verbunden ist. Aber ich kann mich ja auch irren und alles wird gut.

Manfred Hafner

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