PMDG 737: Wo bleibt das versprochene Tablet?
Dort, wo sonst die EFBs (Electronic Flight Bags) bzw. UFTs (Universal Flight Tablets) angebracht sind, also die Tablets im Cockpit, herrscht in den PMDG-Airlinern der 737er-Familie für den Microsoft Flight Simulator nach wie vor gähnende Leere. Eigentlich hätten die Tablets bereits im August des Vorjahres für alle bis dahin veröffentlichten Flugzeuge als kostenloses Upgrade kommen sollen. Das zumindest war von PMDG-Gründer und Chefentwickler Robert S. Randazzo in Aussicht gestellt worden. Da man aber bei der Veröffentlichung der einzelnen 737er-Modelle dem ursprünglichen Zeitplan deutlich hinterhergehinkt war, waren auch die Arbeiten am UFT ins Hintertreffen geraten.
Am 14. August 2022 stellte Randazzo eine baldige Präsentation des Tablets in Aussicht:
„Ich denke, wir werden ungefähr Mitte September (Anm. 2022) damit beginnen, Euch unser universelles Flight-Tablet (Anm. UFT) zu zeigen. Es wird viele der Funktionen haben, die wir im wirklichen Leben verwenden, natürlich angepasst an das Simmen mit SimBrief und Navigraph … Wir müssen aber auch sehr darauf achten, das geistigen Eigentum der vielen realen Anbieter (Anm. von EFBs) zu schützen.“
Veröffentlichung wann? Randazzo damals:
“Ich denke, das Tablet wird im Oktober oder so für Euch einsatzbereit sein … Möglicherweise früher, möglicherweise später … Es hängt nur davon ab, wie lange es dauert, alle Leistungsdaten einmal zusammenzuführen.”
Am 21. August 2022, also eine Woche später, hieß es:
“Wir gehen nicht davon aus, dass das Tablet einen langen Beta-Prozess benötigt, da es von Anfang an so konzipiert wurde, dass es wie ein echtes Tablet leicht erweiterbar und skalierbar ist. Wir freuen uns darauf, Euch diese neue Funktion zu zeigen!”
Im Oktober 2022 warteten Besitzer der PMDG 737 Modelle vergeblich auf ein entsprechendes Upgrade mit Universal Flight Tablet. Auch von einer Präsentation war nicht mehr die Rede. Randazzo veröffentlichte stattdessen ein wenig aufschlussreiches Bild eines Tablets in einem 737 Cockpit.
Aber er nannte zumindest Details zum Tablet:
„Das Tablet wird als einheitliche Basisstation für eine Reihe von PMDG-zentrierten Anwendungen dienen, von denen wir viele bereits in unsere P3D-EFBs aus dem Jahr 2016 aufgenommen haben, darunter Leistungsberechnungen, Analysen, Weight and Ballance usw. fügen mehr von einer OS-ähnlichen Umgebung hinzu, die Tools enthält, mit denen Ihr Euch mit simBrief verbindet, mit den wunderbaren Funktionen von Navigraph arbeitet, die PMDG-Optionen/Ausrüstung/Flugzeugdienste verwaltet usw. Wie erwartet wird das Tablet die Funktionalität eines beliebten, im Handel erhältlichen Tablets nachahmen und die verschiedenen Anwendungen werden innerhalb des begrenzten, strukturierten Betriebssystems gestartet, das wir für seine Verwendung erstellt haben“.
Zum Jahreswechsel 2022/23 kam Hoffnung auf, dass es nun bald ernst werden könnte. Da hieß es, das PMDG Universal Flight Tablet sei in das 900er Testprogramm aufgenommen worden. Damit sei man in einer guten Position, um die ersten Funktionen für das UFT „in unmittelbarer Nähe der 900er Version“, dem letzten noch nicht veröffentlichten Modell der 737-Reihe, ausrollen zu können. Randazzo erklärte auch, was unter „unmittelbarer Nähe“ zu verstehen sei:
„Nahe dran bedeutet irgendwann vor, mit oder irgendwann nach, aber relativ nahe dran (Anm. am Veröffentlichungszeitpunkt der 737-900). Es sieht mehr und mehr danach aus, dass wir eine Funktion nach der anderen für das UFT freigeben werden, damit wir uns im Testprozess auf einzelne Funktionen konzentrieren können, ohne die Aufmerksamkeit der Betatester auf ein halbes Dutzend Anwendungen zu verteilen, während das arme Team gleichzeitig versucht, mehrere Flugzeuge zu testen.“
Am 4. Februar dieses Jahres, wenige Tage vor Veröffentlichung der 737-900, räumte Randazzo erstmals Probleme bei der Programmierung des UFTs ein. Die größte Herausforderung bestehe darin „dass C++/WASM-Flugzeuge nicht in der Lage sind, normale Windows-Kommunikationsmethoden zu verwenden, die erforderlich sind, damit das Tablet als Teil des Flugzeugs funktioniert.“ Man habe dies umgangen, „indem wir ein Tablet außerhalb des Flugzeugs mit einer viel einfacheren skriptbasierten Sprache erstellt haben, die mit der Außenwelt kommunizieren kann“ verriet Randazzo. Man nehme sich Zeit, um sicherzustellen, dass diese neue Methode einen stabilen, zuverlässigen Kommunikationsprozess gewährleiste.
Am 7. Februar dieses Jahres erschien die lange erwartete PMDG 737-900, allerdings ohne UFT. Mittlerweile sind weitere zwei Monate ins Land gezogen. Vom UFT weit und breit keine Spur.
Wann wird es das PMDG-Tablet geben? Eine Frage, die vermutlich nicht einmal Randazzo selber schlüssig zu beantworten in der Lage ist, wie die Chronologie seiner bisherigen Ankündigungen zeigt.
Wobei: Am 3.4.2023 meldete er sich wieder im hauseigenen Forum zu Wort. Diesmal mit dieser Ansage:
„Wir treiben das interne Testen der Kommunikationstechnologie, die wir entwickeln mussten, sehr voran, damit unser skriptbasiertes Tablet mit dem C++-basierten Flugzeug kommunizieren kann. Das war eine Aufgabe, mit der wir nie gerechnet haben, aber die gute Nachricht ist, dass die Arbeit fast abgeschlossen ist und wir größtenteils validiert haben, dass sie funktioniert und robust ist.“
Also jetzt endlich doch oder vielleicht doch wieder nicht? Man wird sehen.
Jedenfalls wurde zwischenzeitlich einmal mehr ein Update ohne UFT-Upgrade für alle 737-Modelle ausgerollt. Hauptsächlich „unter der Haube Zeug“, wie es Randazzo ausdrückte.
Zu erwähnen ist, dass PMDG derzeit zahlreiche „Baustellen“ zu bewältigen hat. So ist der Focus darauf gerichtet, die 737 schon bald auf die Xbox X/S zu bringen. Seit dem Sim Update 12 mit der Einführung von WASM auf den Konsolen ist dies möglich. Auch die Veröffentlichung der PC Versionen der 737-600/800/900 im Ingame Marktplatz steht noch aus. Außerdem hat man bereits mit den Arbeiten für eine PMDG Boeing 777 für den MSFS begonnen. Eine Menge Arbeit also.
Keine Frage. Die PMDG Airliner fliegen auch ohne UFT im MSFS bestens. Manche der Funktionen, wie Bodendienste, Simbrief-Integration etc. sind über das FMS (Flight Management System) abrufbar. Die erforderlichen Karten kann man auch über den Navigraph-Button der Symbolleiste im MSFS abrufen. Alles in allem fühlt es sich aber nicht so immersiv und perfekt an, wie etwa bei einem Flug im Fenix A320 und dessen ziemlich ausgereiftem „Tablet“. So mancher hofft deshalb, dass PMDG hier nachzieht und sein Versprechen aus dem Vorjahr endlich einlöst.
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